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Wie aus informierten Kreisen verlautet hat das olympische Komitee dem Vorschlag mehrerer Länder zugestimmt, die seit einiger Zeit die Schwimmdisziplinen revolutionierenden neuen Latex-Schwimmhäute offiziell zu erlauben, da man keine ausreichenden Gründe ausmachen könne, die die Verwendung dieser neuen Technologie als Verzerrung des Wettbewerbs oder Ablenkung vom eigentlich sportlichen Wettkampf erscheinen ließen.

Allein die Tatsache, dass es sich bei dieser neuartigen Bekleidungsform für Schwimmer und Schwimmerinnen nicht um Bekleidung im engeren Sinne handele, wurde von den Vertretern des Komitees als unbedeutend zurückgewiesen. Nicht ohne Ironie verwies Fitzgerald Lowingdale der derzeitige Vorsitzende des Regelausschusses der Schwimmer darauf, dass die Athleten der antiken Spiele überhaupt keinen derartigen Fragestellungen korrekter Kleidung ausgesetzt gewesen wären. Weitere Einwände kamen von religiösen Verbänden, die die neuartigen Überzüge als entartete Zurschaustellung der Athleten werteten und notfalls ihren Rückzug aus dem olympischen Komitee für den Fall einer Zulassung ankündigten.

Bei der strittigen Schwimmausrüstung handelt es sich um eine dünne Latexschicht, die vor dem Wettkampf auf den Körper aufgebracht und strukturiert wird, wodurch die Strömungseigenschaften des Wassers so deutlich verbessert werden, dass erheblich kürzere Bahnzeiten erreichbar sind. Bereits bei einigen nationalen Schwimmwettkämpfen stellte man mit den dem Reglement, das lediglich eine Bedeckung der Geschlechtsorgane vorschreibt, nicht wiedersprechenden Körperüberzüge eindeutige Bahnrekorde auf. Die Konkurrenz wurde deklassiert, es besteht kein Zweifel daran, dass die Verabschiedung durch das olympische Komitee einer Revolution des Schwimmsportes gleichkommt, wo die Athleten sich an die neuen Gegebenheiten entweder anpassen oder auf die hinteren Plätze verwiesen werden.

Von den Gegnern händeringend beklagt wird die Eigenschaft der Latexhaut, zwar flächendeckend aufgetragen, trotzdem einige Partien, die sie zur innersten Schamgegend zählen unbedeckt lassen, so den Anus und die inneren Schamlippen, die bei starken Schwimmbewegungen durch das aufklaffen der äußeren Schamlippen freigelegt werden können und nach den besorgten Aussagen der Kritiker auch werden. Die Fernsehberichterstattung mit Unterwasserkameras muss sich dann, so eine kritische Stimme aus dem spanischen Schwimmverband, überlegen, ob sie Schwimmwettkämpfe im Spätfernsehen senden oder mit schwarzen Balken zur Einhaltung der Jugendschutzgesetze senden will.

Auch bei der Siegerehrung, die sich gewöhnlich direkt an die Wettkämpfe anschließt und die Athletinnen abgekämpft und Nass auf dem Podest den Preis ihrer Mühen in Empfang nehmen dürfen, gerät mitunter zum unfreiwilligen Striptease. Beim Schwimmfestival in Paris löste sich der hauchdünne Latexüberzug, der nur unter dem Einfluss des Wasserdruckes längere Zeit stabil am Körper haftet von den Brüsten der siegreichen Athletin Veroniqe Cisan in dem Moment ab, als sie sich beugte um die Medaille in Empfang zu nehmen. Statt zu halten, zerfiel der Überzug unter ihren Versuchen, seine Konsistenz zu stabilisieren und die Gewinnerin stand nach kurzer Zeit wehrlos im Freien. Allerdings zeigte die Französin zugleich, dass es eine Frage der Souveränität im Zweifel mehr ist, als eine Frage von Regeln. Sie fand sich mit ihrer Situation ab und trug für den Rest der Verleihungsfeier stolz ihre Goldmedaille am ansonsten nun nackten und wie man erkennen konnte sehr femininen Körper.