Wir hatten uns am Vormittag im Treppenaufgang getroffen. Ich war neu eingezogen und nach einem kurzen Gespräch fragte ich sie, ob sie nicht, wo sich doch meine direkte Nachbarin war, am Abend auf ein Glas Wein mit mir meine neue Wohnung einweihen wollte.
Sie sagte erfreut zu und so war alles vorbereitet, als pünktlich um halb acht die Türklingel läutete.
Ich öffnete und glaubte meinen Augen nicht. Da stand sie, im Treppenhaus, bewehrt mit einer Flasche Wein und einem wundervollen Lächeln, und sonst nichts.
Splitternackt.
»Ich dachte, bevor uns der Wein ausgeht…« sie hielt ihre Rotweinflasche mit einem spöttischen Lächeln hoch. Ich war perplex.
»Öm, komm doch rein« stammelte ich, ohne in der Lage zu sein einen halbwegs menschenwürdigen Gesichtsausdruck zustande zu bringen.
Nicht, dass sie vielleicht nur wenig angehabt hätte, ein dünnes durchsichtiges Sommerkleidchen, weil es wirklich ziemlich heiß war, oder Schuhe oder wenigstens einen Slip. Einfach nichts. Ich war fassungslos.
Und es schien ihr gar nichts auszumachen. Natürlich wusste sie, warum ich so überfahren war und immer noch in der Tür stand, nach Fassung ringend und sie momentan vor der Tür stehen lies.
Doch auch das machte sie kein bisschen verlegen. Im Gegenteil: Ihr Grinsen wurde immer breiter, sie schien die Situation in vollen Zügen zu genießen und sie fügte hinzu »Ich dachte, wo doch Deine Wohnung auch noch ganz nackt ist, wollte ich sie nicht… kompromittieren. Bei der Hitze ist es so am gemütlichsten.« Da war es. Sie hatte es auch noch gesagt. Sie stand nackig im Treppenhaus und… na egal.
Von unten waren nun Schritte im Stiegenhaus zu vernehmen. Sie lächelte, sprach aber nicht, wartete amüsiert ab, bis ich meine Fassung wiederfinden würde. Die Schritte kamen näher, waren wohl nur noch einen Treppenabsatz entfernt, als ich in höchster Anstandsnot dann doch zu einer Reaktion in der Lage war.
»Ja…« auch schlucken half meiner trockenen Kehle kaum, »komm doch rein« wiederholte ich nicht viel selbstsicherer als zuvor, jedoch schaffte ich es diesmal aus dem Weg zu gehen, dass sie eintreten konnte.
Sie trat verspielt durch dir Tür und sah mich dabei mit diesem herausfordernden Blick an.
…