Die Krise, in der die ostdeutschen Spaßbäder stecken treibt immer neue Blüten. In Jena wurde in diesen Tagen nun das seit längerem erwartete Konzept zur Sanierung der Badfinanzen des Spaßbades Röckinghausen in die Tat umgesetzt. Das Konzept könnte als Modellfall für viele Bäder in Deutschland Schule machen, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden – und das sind nicht wenige.
Das neue Konzept zur Preisgestaltung war gestartet worden, um die rückläufigen Besucherzahlen gerade in den Sommermonaten abzufangen und für die Wintermonate langfristig eine Zunahme der Besucher zu gewährleisten. Der Aufsichtsrat des Spaßbades benannte mehrere Schwachpunkte der Badauslastung, deren Bekämpfung dabei in vorderster Reihe stand. Umfragen hatten ergeben, dass vielen Gästen die Eintrittspreise zu hoch waren, sie aber gleichzeitig das Angebot, das sie für diesen Preis erhalten konnten nicht nutzen wollten.
Seit Anfang der Woche ist das neue Konzept nun in Kraft und erste vorsichtige Schätzungen zeigen, dass sich eine signifikante Zunahme der Besucher verzeichnen lässt. Unklar bleibt, ob sich die Gästezahlen auf hohem Niveau einpendeln oder nach einer ersten Zeit wieder auf alte Werte absacken werden.
Greift das Konzept tatsächlich so schnell, wollen wir von der zuständigen Vertreterin wissen.
»Ja« erklärt sie. »Wir haben offenbar genau das getroffen, worauf unsere Gäste schon lange gewartet haben.«
Woraus dieses Konzept im Einzelnen bestünde wollen wir wissen.
»Zunächst wollen wir die Preise senken und damit unser Bad attraktiver machen. Allerdings sind die Preise bereits so, dass wir keine Reduktionen mehr verkraften können. Daher entschieden wir uns, die Eintrittspreise so zu senken, dass die Reduktion von einer sichereren Zunahme an Gästen begleitet würde.«
Nach wie vor wissen wir nicht genau, was gemeint ist.
»Nun, wir haben eine Preisstaffelung für Frauen eingeführt. Sie zahlen nun 7 EUR für 3 Stunden, 3 EUR für dieselbe Zeit, wenn sie beim Baden auf ein Oberteil verzichten, also mit nackten Brüsten baden und 0 EUR für unbegrenzten Aufenthalt, wenn sie ganz nackt baden und sich auch außerhalb des Wassers nicht bedecken.«
Sie blickt forschend drein. Wie werden wir das Konzept bewerten? Ehe sie unsere Reaktion abwartet fährt sie fort.
Das sei alles, werfen wir im letzten Augenblick ein.
»Das ist alles« lächelt sie nun sicher, dass sie uns überzeugen wird.
»Bei den Frauen kommt diese Staffelung gut an. Wir haben Stimmen eingefangen, die uns bestätigen, dass sie nichts dabei finden, statt in einem Badeanzug einfach oben ohne oder nackt zu baden. Man begrüßt die neue Regelung. In den ersten Tagen konnten wir feststellen, dass über ein drittel der Frauen ohne zu zögern von dem unbegrenzten textilfreien Aufenthalt im Bad Gebrauch machten. Beinahe alle anderen bevorzugen die Option, mit nackten Brüsten zum halben Preis zu baden. Nur eine Minderheit zahlt den vollen Preis um langweilig zu sein und einen Badeanzug zu tragen.«
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